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Autor: Simon Jacob    
Ort: Augsburg, Deutschland
Kategorie: Artikel
Rubrik: Politik, Religion
Datum: 06.12.2019
Portal: www.zocd.de
Textdauer: ca. 3 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: Politisches Frühstück im Augsburger Landratsamt: „Veränderung in der Gesellschaft und Kirche – Haltung (be)wahren.“

 

v.l.n.r. Wayne Chico Pittman, Andreas Jäckel MdL, Regionalbischof Axel Piper, Christine Lehmer, Dr. Andreas Huber, Hans-Thomas v. Albert, Gabriel Georgs

 

Politisches Frühstück im Augsburger Landratsamt: „Veränderung in der Gesellschaft und Kirche – Haltung (be)wahren.“

 

Auf Initiative des Landtagsabgeordneten Johannes Hintersberger (MdL), findet mehrmals im Jahr das sogenannte „Politische Frühstück“ statt. Das Forum bietet Raum für regionale Themenbereiche, die politisch, gesellschaftlich, kulturell wie auch religiös orientiert sind. Wichtige Debatten, bezugnehmend auf das Zusammenleben der Augsburger und Augsburgerinnen, sollen und werden oft kontrovers geführt. Das Format könnte man auch als eine Bürgerbegegnungsplattform bezeichnen, welche sich nicht an eine Partei oder religiöse Strömung gebunden fühlt. Vielmehr stellt es, wie in den vielen bisher abgehaltenen Veranstaltungen bewiesen, eine Vielfalt an Gesprächsthemen bereit, die in Berlin eher selten vernommen werden, aber regional wie auch kommunal von Bedeutung sind.

Das Thema am 06. Dezember 2019 war religiös-gesellschaftlicher Natur. Als Referent eingeladen war Axel Piper, Oberkirchenrat im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben, welcher seit kurzem das Amt des evangelischen Regionalbischofs bekleidet.

Der in Essen geborene Geistliche stieg auch gleich von Anfang an in die Debatte ein und skizzierte, beding durch Digitalisierung, Demographie und gesellschaftliche Veränderungen, die Notwendigkeit, „Kirche“ neu ausrichten zu müssen. Dabei stellte sich die Frage, was „Kirche“ der Gesellschaft in der Gänze denn nun bietet…

„Heute spielt für viele Menschen Kirche keine Rolle mehr“, so der Regionalbischof. Doch was ist Kirche dann? Diese Frage wurde immer wieder in den Raum geworfen. Piper beschrieb die privilegierte Situation, in der sich die beiden großen westlichen Kirchen befinden würden. Doch müsse man sich, und das ist die Quintessenz des Christentums, auf die Vermittlung des christlichen Wertebildes konzentrieren, welches die „Würde des Menschen“, und damit sind alle Menschen gemeint, in den Mittelpunkt stellt. Die Demokratie sollte, so zumindest der Ansatz, mit einem würdevollen Leben harmonieren und eben jenes Menschenbild verkörpern, welches mit den allgemein gültigen Menschenrechten im Einklang steht. Eine Strahlkraft, ausgehend von der Kirche auf die Politik, wäre in diesem Zusammenhang wünschenswert. Zugleich stellte der Referent klar, dass religiöse Vertreter wie auch religiöse Institutionen nicht die „Herren der Welt“ seien. Schlussfolgernd war festzuhalten, dass alle Kirchen das Primat im „christlichen Menschenbild“ suchen sollten, welches es zu vermitteln gilt. Strikt nach dem Motto – „Suche Frieden und jage im nach“.

Im anschließenden Austausch gab es nachdenkliche wie auch kritische Stimmen. So wurde z.B. der, nach Ansicht anwesender Diskutanten, oft zu liberale und stark politisierte Kurs der Evangelischen Kirche gerügt. In diesem Zusammenhang aber auch die stark verzerrte und oft von Hasskommentaren erfüllte Berichterstattung in den sozialen Medien, die zu einer hitzigen Debatte führt, wenn es beispielsweise um die Flüchtlingsthematik geht. Übergreifend war man sich dahingehend einig, dass sogenannte „Fakenews“, also die Verbreitung von Falschmeldungen auf Facebook und Co., für eine massiv vergiftete Stimmung sorgen und man dem entgegenwirken muss. Eine interessante Anmerkung kam von Wayne Chico Pittman, Wirtschaftspsychologe und Sohn amerikanischer Einwanderer, welcher die These vertrat, dass es eine Korrelation zwischen der Akzeptanz von Kirche sowie Wohlstand und Bildung gibt. Seiner Ansicht nach verlieren Kirchen im soziogesellschaftlichen Kontext im Verhältnis zum wachsenden Wohlstand mehr an Bedeutung. Entsprechend hat, so Pittman, Kirche zukünftig die Aufgabe „spirituelle“ Konzepte anzubieten, um in einer dem Konsum überdrüssigen Gesellschaft seelischen Beistand leisten zu können. Gabriel Georgs, erster Vorsitzender des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland, der stellvertretend für den Verein anwesend war, sieht die orientalischen Christen im Westen vor großen Herausforderungen stehen, die von entscheidender Bedeutung für die gemeinsame Zukunft aller Kirchen in einer säkularen und digitalisierten Welt sind.

 

Teilnehmer des Forums waren unter anderem:

Volker Ullrich, MdB

Johannes Hintersberger, MdL

Andreas Jäckel, MdL

Axel Piper, Oberkirchenrat im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben, Regionalbischof

Christine Lehmer, Vorsitzende CSU-Ortsverband Firnhaberau

Dr. Andreas Huber, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro Johannes Hintersberger

Wayne Chico Pittman, Mental Sports, Wirtschaftspsychologe

Hanns-Thomas von Albert, Bezirksvorsitzender des evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CSU, Mitglied ZOCD

Gabriel Georgs, 1. Vorsitzender ZOCD

 

Simon Jacob, 

Redaktion ZOCD

Augsburg, den 13.12.2019