Schon wieder ein Anschlag. Schon wieder ein mutmaßlich islamistisches Motiv. Schon wieder ein Täter, der als Asylbewerber Schutz suchte. Diese Muster wiederholen sich – und mit ihnen die Debatten. Es tut weh, diese Frage auszusprechen: Wie kann es sein, dass jemand, der hier Zuflucht fand, zur Bedrohung für dieses Land wird? Es schmerzt, zu sagen, dass die Täter Asylbewerber sind. Noch mehr schmerzt die Erkenntnis, dass ihre Opfer noch leben könnten, wenn die Täter abgeschoben worden wären. Doch während die demokratische Mitte vorrangig die Fremdenfeindlichkeit der AfD beklagt, bleibt eine wesentliche Debatte aus: die über die Ideologie hinter diesen Taten.
Islamismus ist keine Randnotiz. Es ist eine totalitäre, gewaltverherrlichende Anschauung, die nicht relativiert, sondern bekämpft werden muss. Viele glauben, es genüge, sich demonstrativ gegen die AfD zu positionieren, um moralisch auf der richtigen Seite zu stehen – und damit alle Pflichten eines guten Bürgers erfüllt zu haben. Doch das reicht nicht. Als Migrantin, als Assyrerin, als orientalische Christin weiß ich: Die Bedrohung kommt aus vielen Richtungen. Und islamistischer Extremismus ist nicht nur ein Problem für westliche Mehrheitsgesellschaften – er ist vor allem ein Problem für diejenigen, die ihm entkommen wollten.
In unseren Herkunftsländern gibt es für Menschen wie mich keine Freiheit. Islamisch-autoritäre Regime unterdrücken Minderheiten, entrechten sie und degradieren sie zu Menschen zweiter Klasse. Islamisten machen Jagd auf jeden, der nicht in ihr fanatisches Weltbild passt. Ich bin mit Geschichten aufgewachsen, in denen Kirchen bombardiert, Christen massakriert, Busse überfallen und Träger einer Kreuzkette brutal geköpft wurden. Wir sind die Opfer des Islamismus – und wir zucken auf, wenn Islamisten auch in Deutschland Fuß fassen. Ein geflüchteter assyrisch-christlicher Freund hat mittlerweile Angst, hier in die Kirche zu gehen. Er hat seine Eltern und Geschwister durch Anschläge im Irak verloren. Mittlerweile will er nach Griechenland fliehen – er glaubt, dort sei es sicherer.
Die Fronten sind verhärtet
Dieses Trauma endet nicht mit der Flucht. Daraus entsteht ein Hass, der tief sitzt. So ist es für viele Orientchristen ein Tabubruch, eine Beziehung mit einem Muslim zu führen. Als eine Bekannte von mir es wagte, wurde sie von ihrer Familie verstoßen. Auch als ihr Freund zum Christentum konvertieren wollte, entgegnete man ihr: „Sein Blut ist schon verdreckt.“ Ich war eine der wenigen, die auf ihre Hochzeit ging, und versuchte vergeblich, auf die männlichen Familienmitglieder einzureden. Keine Chance. Die Fronten sind verhärtet.
Statt eine ehrliche Debatte über das Problem des islamistischen Terrors zu führen, ist das Klima vergiftet. Rechte Hetzer erklären alle Migranten zur Bedrohung. Linke Kreise tun das Gegenteil: Sie relativieren, leugnen und verharmlosen den Terror. Ein Beispiel: Ein Reel der Influencerin Ariana Baborie hat über 100.000 Likes – darin vergleicht sie islamistische Anschläge mit schweren,...