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Autor: Ferit Tekbas / Manuela Woywode

Ort: Deutschland

Format: Text

Thema: Religion, Gesellschaft

Datum: 22.12.2023

Portal: ZOCD.DE

Textdauer: 8 Minuten

Sprache: Deutsch

Titel: Klostereinweihung des neuen rum-orthodoxen Klosters in Dollendorf - ein Interview mit Eminenz Isaak Barakat

  

 

(Rum-Orthodoxes Kloster in Dollendorf, Bildquelle: Metropolit Isaak Barakat)

 

Klostereinweihung des neuen rum-orthodoxen Klosters in Dollendorf - ein Interview mit Eminenz Isaak Barakat

In Dollendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Blankenheim, befindet sich seit Kurzem das erste Kloster der Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa. Mit einer traditionellen Einweihungsfeier in der kleinen Klosterkapelle wurde das Gebäude durch den Metropoliten der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche von Deutschland und Mitteleuropa Isaak Barakat eingeweiht.

Metropolit Isaak Barakat wurde 1966 mit dem Namen Abdullah Barakat in Damaskus geboren. Nachdem er im Jahr 1999 zum Diakon und ein Jahr später durch Patriarch Ignatius Hazim zum Priester geweiht wurde, nahm er den Namen Isaak nach dem Heiligen Isaak dem Syrer an. Seit inzwischen zehn Jahren ist er Metropolit von Deutschland und Mitteleuropa der Orthodoxen Kirche von Antiochien.

 

 

(Metropolit Isaak Barakat, Bildquelle: Metropolit Isaak Barakat) 

  

Der Ursprung der Rum-Orthodoxen Kirche liegt in Antiochien, der heutigen Stadt Antakya, wo die Jünger zum ersten Mal Christen genannt wurden. Ihre Gründung geht auf die beiden Apostel Petrus und Paulus zurück. Als sich im 5. Jahrhundert ein Teil der antiochenischen Christen dem ökumenischen Konzil von Chalcedon anschloss, war der Grundstein für die rum-orthodoxen Gemeinden gelegt. Sie bekannten sich zu „Jesus Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen in zwei Naturen“. Der Begriff „Rum" steht im Arabischen zum einen für "Rom", das damalige Konstantinopel, zum anderen für die Byzantiner. Die Rum-Orthodoxe Kirche wird auch Antiochenische Kirche, Antiochenisch-Orthodoxe Kirche oder Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien und dem gesamten Morgenland benannt.

 

 

(Rum-Orthodoxes Kloster in Dollendorf, Innenansicht Bildquelle: Metropolit Isaak Barakat) 

  

Ende des 19. Jahrhunderts wanderten einige rum-orthodoxe Christen aus wirtschaftlichen und politischen Gründen aus dem Nahen Osten aus. Viele davon kamen aus Syrien, dem Libanon, Palästina, Jordanien, dem Irak und vor allem aus der Provinz Hatay nach Europa. 1970 gründeten die Rum-Orthodoxen schließlich ihre ersten Kirchengemeinden. Heute zählt die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa rund 24.000 rum-orthodoxe Mitglieder und hat ihren Sitz in Köln.

Seit 2018 besteht die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa aus 30 Gemeinden mit nun auch einem Kloster in Dollendorf. 

 

Ferit Tekbas, Vorsitzender des ZOCD, sprach in einem Interview mit Eminenz Isaak Barakat über die Gründung des Klosters in Dollendorf.

   

Eure Eminenz, Sie haben vor kurzem Ihr 10-jähriges Jubiläum als Metropolit für Deutschland und Mitteleuropa gefeiert, herzlichen Glückwunsch. Was war Ihre schwierigste Aufgabe in dieser Zeit?

Vielen Dank für die freundlichen Glückwünsche. In den vergangenen 10 Jahren habe ich mich mit verschiedenen Herausforderungen auseinandergesetzt. Wir haben in dieser Zeit viele Meilensteine erreicht, sind gewachsen und bekannter geworden, doch die schwierigste Aufgabe war wohl die Suche nach einem ausgewogenen Weg, um die spirituellen Bedürfnisse der Gläubigen in unserer vielfältigen Gemeinschaft zu erfüllen. Die Balance zwischen Tradition und zeitgemäßen Anforderungen, die Förderung von Einheit in der Vielfalt und die Bewältigung gesellschaftlicher Veränderungen waren stets anspruchsvolle Aspekte meiner Amtsführung. Trotz der Herausforderungen bin ich jedoch dankbar für die Unterstützung der Gemeinden und betrachte jede Situation als eine Gelegenheit zum Wachstum und zur Vertiefung unseres Glaubens. 

 

Die Antiochenisch-Orthodoxe Kirche hat ihr erstes Kloster in Deutschland erworben. Können Sie uns etwas über die Geschichte des Klostererwerbs erzählen und wo genau sich das Kloster befindet?

Wir verfolgten seit längerem das Ziel ein Gebäude zu erwerben, das wir sowohl in ein Kloster als auch in ein Zentrum für unsere Gemeinden und Gläubigen verwandeln können. Bei unserer Suche sind wir auf das Gebäude in Dollendorf, Blankenheim gestoßen. Uns hat besonders gefallen, dass das Gebäude ursprünglich als Kloster verwendet wurde. Dollendorf ist ein schöner Ort, ruhig und harmonisch. Die Kirche gegenüber rundet das Bild ab.

Gott sei Dank haben wir durch die Unterstützung und die Liebe unserer Gemeinden und Gläubigen das Gebäude erwerben und entsprechend renovieren können. Die Renovierung ist noch nicht abgeschlossen aber das Kloster der Herrin von Antiochien und die Kapelle sind so weit fertig.

Wir sind jetzt dabei das Zentrum des Patriarchen Ignatius IV. fertig zu stellen, das ist sicher ein langer Weg und auch hier sind wir auf die Liebe und Unterstützung unserer Gläubigen angewiesen. 

 

Ein Kloster im Ganzen ist sicher keine einfache, aber eine notwendige Angelegenheit und ich weiß, dass Sie sich in erster Linie für ein Kloster eingesetzt haben. Können Sie uns die Gründe dafür erläutern?

Ja, mein Wunsch für unsere Kirche war schon immer, ein Antiochenisch-Orthodoxes Kloster zu verwalten. In erster Linie wollte ich einen Ort für spirituelle Gemeinschaft und Vertiefung schaffen. Ein Ort, der sowohl für Geistliche als auch für unsere Gläubigen zugänglich ist. Darüber hinaus hat unsere Kirche eine reiche Geschichte und eine große, kulturelle Bedeutung. Mit dem Kloster und dem Zentrum des Patriarchen Ignatius IV. möchten wir dieses kulturelle Erbe aufrechterhalten, bewahren und sowohl für unsere Gläubigen als auch der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Des Weiteren soll das Zentrum des Patriarchen Ignatius IV. für Bildungszwecke genutzt werden, sei es für theologische Studien, Seminare und vieles mehr.

  

In welchem Zustand befindet sich das Kloster und bedarf seine Struktur einer besonderen Restaurierung, um den Kriterien der Orthodoxie besser zu entsprechen?

Wie bereits erwähnt, war das Gebäude, das wir erwerben konnten, ursprünglich ein Kloster. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude zweckentfremdet und für viele andere Sachen benutzt. Es war ziemlich viel Arbeit, es in den derzeitigen Zustand zu bringen.

Derzeit sind das Kloster und die zugehörige Kapelle größtenteils fertig gestellt, Gott sei Dank. Sie entsprechen den Kriterien der Orthodoxie. Wir müssen aber das Zentrum des Patriarchen Ignatius IV. noch fertig stellen. Das wird viel Zeit, Geduld, Mühe und Unterstützung brauchen.

  

 

(Rum-Orthodoxes Kloster in Dollendorf, Renovierung, Bildquelle: Metropolit Isaak Barakat) 

 

Wie wird das alles finanziert? Wird es durch Spenden finanziert oder übernimmt die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochien alle Kosten?

Das wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Den Erwerb konnten wir abschließen durch die große Unterstützung unserer Gemeinden. Auch die Renovierungen bedürfen eine Liebe und zahlreiche Unterstützung seitens unserer Gläubigen. Wir sind bei der Renovierung noch lange nicht fertig und sind weiterhin auf Spenden angewiesen.

 

Welchen Stellenwert hat das Kloster in der christlich-orthodoxen Konfession?

In der christlich-orthodoxen Tradition haben Klöster einen besonderen Stellenwert. Sie sind Orte des intensiven Gebets, der Kontemplation und des spirituellen Lebens. Klöster bewahren die liturgische Tradition und dienen als spirituelle Gemeinschaften, in denen Mönche und Nonnen ein Leben der Hingabe führen. Diese Orte sind auch Gebetsstützpunkte für die Welt, in denen für die Kirche, die Menschen und die Welt gebetet wird. Klöster können darüber hinaus soziale Aktivitäten und wohltätige Werke umfassen und sind oft Pilgerstätten für Gläubige aus verschiedenen Regionen.

 

Gibt es einen Plan, wie genau das Kloster in Zukunft der antiochenisch-orthodoxen Gemeinde in Deutschland und Europa dienen soll und wie viele Mönche oder Nonnen dort leben werden?

Das Kloster soll ein Ort der überschreitenden Liebe zu Gott und die vollkommene Hingabe an Ihn werden. Wir hoffen, dass wir stetig wachsen werden, dass unsere Kirchengemeinden und auch Gläubige mit diesem Kloster einen Ort der Ruhe, Entspannung, Arbeit, Hingabe und vor allem Liebe verbinden.

Im Zentrum des Patriarchen Ignatius IV. möchten wir Tagungen, Veranstaltungen und ähnliche Zusammenkünfte für unsere Kirchengemeinden und Gläubigen veranstalten.

Das Kloster ist derzeit ein Nonnenkloster und wir planen noch weitere Nonnen in diesem Kloster leben zu lassen.

 

Welche Bedeutung hat die Rum-Orthodoxe Kirche inzwischen in Deutschland erlangt?

Wir sind eine kleine Kirche hier in Deutschland, unser Ursprung wurde aber vor mehr 2000 Jahren gebildet. Unsere Kirche führt ihre Gründung auf die zwei Apostel Petrus und Paulus zurück, dort, wo die Jünger zuerst Christen genannt wurden, in Antiochien.

Unsere Brüder und Schwestern sind in den späten 60er- und frühen 70er- Jahren nach Deutschland gekommen. Sie haben voller Liebe, Respekt und Hingabe einige Gemeinden gegründet und so unseren Glauben nach Deutschland gebracht. Mittlerweile haben wir den Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts, unsere Gemeinden sind gewachsen, die Anzahl der Gläubigen auch und damit Gott sei Dank auch die Anzahl der Kleriker.

Wir sind inzwischen bekannter und wir hoffen, dass wir mit Gottes Gnade noch weiter gehen können.

 

Wie viele Gemeinden gibt inzwischen und wo legen deren Ursprünge?

Wir haben in Deutschland, den Niederlanden und in Österreich mittlerweile insgesamt 31 Gemeinden und 7 Missionale Gemeinden, also Gläubige, die auf dem Weg sind, eine Gemeinde zu sein. Gott sei Dank.

Die Ursprünge unserer Gläubigen liegen in Syrien, aus der Hatay-Provinz in der Südosttürkei mit Hauptstadt „Antakya“, dem historischen Antiochia, dem Libanon, Jordanien, Palästina und dem Irak.

 

Welche liturgischen Ansätze zeichnen den rum. orthodoxen Ritus aus?

Es gibt einen großen Unterschied zwischen der orthodoxen Kirche und anderen Kirchen. Zum Beispiel haben wir das Typikon für die Gottesdienste für das ganze Kirchenjahr, welches im August endet und am 01. September neu beginnt.

Und in diesem Typikon stehen für jeden Tag Gebete für die Liturgie. Wir sind die einzige Kirche, die das Glaubensbekenntnis in jedem Gottesdienst sagt. In der Katholischen Kirche zum Beispiel wird das Glaubensbekenntnis nicht bei jedem Gottesdienst gesagt. Wir aber sagen an jedem Sonntag, in jeder Liturgie das Glaubensbekenntnis.

Auch unsere byzantinische Musik zeichnet unsere Kirche aus. Wir feiern die Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos, an besonderen Festen die Liturgie des Hl. Basilios und während der Fastenzeit die Liturgie der vorgeweihten Gaben vom Hl. Gregorios Dialogos. Eine weitere Besonderheit ist, dass wir in unseren Gottesdiensten keine Instrumente wie z.B. die Orgel verwenden. 

 

 

(Rum-Orthodoxes Kloster in Dollendorf, Innenansicht Kapelle Bildquelle:Metropolit Isaak Barakat) 

 

Eure Eminenz, gibt es abschließend noch etwas, was Sie unserem Interview für unsere Mitglieder und Leserinnen und Leser hinzufügen oder sagen möchten?

Ich bin dankbar für das Interesse und die Liebe, die uns gezeigt wird. Ich möchte mich herzlich für Eure Zeit, Eure Mühen und Euer Interesse bedanken. Ihren Mitgliedern, Leserinnen und Lesern möchte ich für ihre kontinuierliche Unterstützung und ihr Interesse danken. Es ist mir eine Ehre, meiner Kirche zu dienen. Ich ermutige dazu, sich weiterhin aktiv in unserer Kirche einzubringen, denn gemeinsam können wir weiterwachsen und uns gegenseitig inspirieren. Möge unser gemeinsamer Weg von Liebe, Verständnis und spiritueller Erfüllung geprägt sein. Vielen Dank. 

 

 

Wir bedanken uns bei Eminenz Isaak Barakat und Ferit Tekbas für das ausführliche Interview und wünschen allen mit der Weihnachtsbotschaft von Metropolit Isaak Barakat ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.  

  

Weihnachtsbotschaft von Metropolit Isaak Barakat: 

 
Im festlichen Lichterglanz der Weihnachtszeit sende ich Ihnen herzliche Grüße. Möge das Wunder der Heiligen Nacht Ihre Herzen berühren und Ihnen Frieden, Freude und Hoffnung schenken. Weihnachten ist die Zeit der Liebe und des Miteinanders. Lasst uns die Geburt Jesu Christi feiern und die Botschaft der Nächstenliebe in die Welt tragen.  Für das kommende Jahr wünsche ich Ihnen Gesundheit, Glück und Gottes reichen Segen. Möge es ein Jahr des Friedens und der Gemeinschaft werden.“  

  

 

Über das Spendenkonto wie folgt, kann das neue Kloster der rum-orthodoxen Gemeinde unterstützt werden.

IBAN: DE48370601930021221015

BIC: GENODED1PAX

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