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Autor: Fremdartikel IGFM
Ort: Deutschland
Format: Video
Thema: Politik, Gesellschaft, Religion, Extremismus, Minderheiten
Datum: 18.02.2021
Portal: www.zocd.de
Textdauer: ca. 5 Min.
Videodauer: ca. 100 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: “Türkei als Destabilisator der Region”
 
 

IGFM-Onlinesymposium: “Türkei als Destabilisator der Region”

 
Am 18. Februar 2021 fand das Symposium zur Menschenrechtslage in der Türkei in Form einer Videokonferenz statt. Als Experten und Zeugen kamen in der Konferenz Betroffene, Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und NGO-Vertreter zu Wort. Der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) Martin Lessenthin moderierte die Veranstaltung gemeinsam mit IGFM-Mitarbeiter Valerio Krüger. Zu Beginn des Symposiums hielt Simon Jacob, Pressesprecher des Zentralrats der Orientalischen Christen (ZOCD) die Keynote.
 
Jacob präsentierte dabei detailliert die aktuelle Expansionspolitik der Türkei und entsprechende regionale Implikationen, die Teil asymmetrischer Konflikte sind. Der Pressesprecher des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland e.V. gehört der ethnischen Minderheit der Suryoye (Aramäer, Assyrer, Chaldäer) an, deren ursprüngliches Siedlungsgebiet in Mesopotamien liegt, und hat durch seine zahlreichen Reisen in die Türkei sowie den Nahen Osten im Allgemeinen profunde geopolitische und geostrategische Erkenntnisse erlangt. Erdogans Situation beschrieb er folgendermaßen: Er gehe gezielt gegen die Kurden vor, unterstütze national-fundamentalistische Kräfte in starker Abhängigkeit zur MHP und instrumentalisiere die Medien, um innere sowie äußere Feinde zu generieren. Insbesondere die Kooperation des türkischen Geheimdiensts in Syrien in der Region Tall Abyad mit der Terrormiliz IS, zu der die Türkei ein ambivalentes Verhältnis hat, habe, so Jacob, massive Menschenrechtsverletzungen nach sich gezogen.
 
Während des kürzlichen Drohnenkrieges zwischen Aserbaidschan und Berg-Karabach habe die türkische Regierung in den Medien ein Narrativ geschaffen, welches im Besonderen den Bedürfnissen nationalistischer Strömungen diente. Dies habe dazu geführt, so Jacob, dass traumatische Erlebnisse, die an den Genozid an den Christen im Osmanischen Reich zwischen 1915 – 1918 erinnern, bewusst im digitalen Raum exponentiell verbreitet worden wären, um die Gegenseite psychisch zu malträtieren.
 
Die jetzige Menschenrechtssituation sieht Jacob bedroht durch die „Verwendung eines faschistisch-nationalistischen Idealbildes vom „Osmanen des reinen Blutes“. Besonders die türkisch-nationalistische MHP, so Jacob, „propagiere, mit der Religion als verbindendes Merkmal, ein entsprechendes Narrativ“. Darüber hinaus habe diese Verbindung auch massive Auswirkungen auf Europa, warnte Jacob. So kooperiere der türkische Geheimdienst mit Söldner-Milizen, Sondereinheiten und extremistischen Bewegungen wie den „Grauen Wölfen“. Dadurch sollen, schlussfolgerte Jacob, Armenier, Oppositionelle, kurdische Bewegungen usw. in ganz Europa unter Druck gesetzt werden. Zu den Leidtragenden in der Türkei zählen ihm nach in erster Linie Medienschaffende, Juristen und Oppositionelle, sowie religiöse und ethnische Minderheiten.
 
Bereits im Oktober 2019 hatte Jacob in einem Interview mit dem Reutlinger Generalanzeiger auf die destabilisierende Expansionspolitik der Türkei hingewiesen.
 
Zu den Kurzzusammenfassungen der Redebeiträge von Prof. Dr. Thomas Schirrmacher, Kamal Sido, Ilias Uyar, Maria Özcan, Erkan Pehlivan, Khalil Al-Rasho, Michaela Koller, David Byle, Azad Barış, Walther Flick und Vasilis Pavegos gelangen Sie über diesen Link.
 
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Vorträge – Der ZOCD bietet verschiedene Vortragsreihen an, die sich mit gesellschaftsrelevanten Themen beschäftigten. Hier geht es zum Vortragsportal
 
Anfragen sind zu richten an: ZOCD, Frau Daniela Hofmann, Rechte Brandstr. 34, 86167 Augsburg, Tel. 089 24 88 300 52, info@zocd.de