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Autor: Valentin Hoffmann
Ort: Würzburg, Deutschland
Kategorie: Videobericht
Rubrik: Gesellschaft
Datum: 27-01-2019
Portal: www.zocd.de
Textdauer: ca. 10 Min.
Videodauer: ca. 14 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: 50 Jahre Suryoye in Bayern – Eine gelungene Integration
 
 
 
50 Jahre Suryoye in Bayern – Eine gelungene Integration
 

Am 27.01.2019 wurde in Würzburg 50 Jahre Integration der Suryoye gefeiert.

Begonnen wurde das Fest mit einem gemeinsamen Gottesdienst im Neumünster. Dabei waren auch Politiker wie  der Bayrische Innenminister Joachim Herrmann zu Gast. Geführt wurde der Gottesdienst vom Erzbischof Philoxenus Matthias Nayis auf Aramäisch. Begleitet wurde er von den in weiß gekleideten Ministranten und dem Frauenchor. Um den beteiligten Gästen, die das erste Mal bei einem aramäischen Gottesdienst zu Gast waren, entgegen zu kommen, wurde die Zeremonie verkürzt und auf Deutsch übersetzt. Nachdem viel über die Taufe Jesu, sein Opfer und den Wert der Frauen in der Gesellschaft gesprochen wurde, hielt Innenminister Herrmann eine Rede. Er lobte die Integration der Suryoye mit den Worten:

„Diese Menschen können beides - integriert sein und ihre Traditionen trotzdem bewahren.“

Anschließend wurden einige der Anwesenden geehrt und erhielten eine Urkunde.

Der Vorsitzende des Kirchenrats, Hamurabi Braham, erklärte: „Dies ist ein historischer Höhepunkt unserer Gemeindechronik“.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es ein gemeinsames Essen. Der zweite Teil der Veranstaltung beinhaltete eine Reihe an Vorträgen von unterschiedlichen Referenten zum Thema Integration, mit Bezug zur Ethnie der Suryoye.

(“Suryoye” ist die Eigenbezeichnung der Aramäer, Assyrer und Chaldäer. Die Suryoye sind eines der ältesten christlichen Völker der Welt und stammen aus dem ehemaligen Mesopotamien. Seit Jahrhunderten verfolgt und vertrieben leben die staatenlosen Suryoye verstreut auf allen Kontinenten.)

Zu Beginn gab es eine wunderschöne Balade von der talentierten Sängerin und Songwriterin San Beth zu hören, die alle Anwesenden sichtlich genossen.

Danach sprach Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, für den Integration  bedeutet, dass die eigene Kultur erhalten bleiben muss. Besonders entscheidend sei der Wille sich zu integrieren, den die Suryoye definitiv bewiesen hätten. Für ihn gelten sie als Vorbild für andere Gruppen. Auch der Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt, einer Gemeinde in der ebenfalls viele Suryoye leben, sieht die Integration als gelungen an.

Die meisten Einwanderer kamen nach den 50er Jahren, während des deutschen Wirtschaftswunders, aus der Türkei nach Deutschland. Die unterschiedlichen Völker waren anfangs schwer voneinander zu unterscheiden, da sie alle den türkischen Pass hatten, doch die Suryoye waren die einzigen Christen. Nach dem furchtbaren Völkermord an den Christen in der Türkei (1915 – 1918) und der starken Auswanderung sind kaum noch Suryoye in der ursprünglichen Heimat verblieben. Stattdessen haben sie eine neue Heimat in Europa gefunden. Dabei reicht die Geschichte der Suryoye weit zurück. Die Aramäische Sprache gilt als Wiege der Zivilisation, denn sie war die erste Sprache mit 25 Buchstaben. Und trotz aller Schwierigkeiten hat die uralte Sprache überlebt. Dies kann als Symbol des Sieges des menschlichen Geistes angesehen werden, denn die Sprache gilt als Träger des Wissens. Der Dialekt, der in Edessa gesprochen wurde, wird Syrisch genannt und die Traditionen Edessas wurden von Aleppo übernommen. Traurigerweise wird diese Kultur heute vom Syrienkrieg bedroht. Aus diesem Grund sprach sich Erzbischof Jung aus Rom für das christliche Morgenland aus, das aus seiner Sicht leider bei Gesprächen oft vernachlässigt wird. Er befürchtet die Ausrottung der Christen im Nahen Osten.

Zwischen den einzelnen Vorträgen wurde eine interessante Dokumentation von Mkay- Videografie über die Integration der Suryoye in Bayern gezeigt, welche auch sehr viel Aufschluss über die Schwierigkeiten der ersten Generation Einwanderer gab.

Ninos Sanherib - Historiker und Philosoph - erläuterte anschließend die Erkenntnisse, die er durch seine wissenschaftlichen Studien über die Integration gesammelt hat. Seiner Meinung nach war der Hauptfaktor für die Integration in Bayern der Christliche Glaube. Diese Ansicht teilten die meisten Teilnehmer der Veranstaltung in ihren Reden.  Zudem gehört für den Bayrischen Abgeordneten Volkmar Halbleib zu einer erfolgreichen Integration dazu, dass man sich beruflich einbringt. Und das haben die Suryoye stets getan. In den ersten beiden Generationen mussten die Eltern ihre Kinder in Pflegefamilien geben, um für eine berufliche Weiterentwicklung sorgen zu können. Das war für alle Beteiligten nicht immer leicht. Entscheidend ist auch, dass stark auf Bildung gesetzt wurde und man die Chancen in Deutschland nutzte, was oftmals zu einem hohen beruflichen Status der Suryoye führte. Während die Menschen der ersten Generation von Einwanderern keine aktive Integration erfahren haben, weil sie nur als „Gäste“ angesehen wurden, befinden sich diejenigen aus der 3. und 4. Generation auf einer Identitätssuche. Viele junge Menschen begeben sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und vermischen diese mit den Eigenheiten der deutschen Kultur. Durch den Wandel von der traditionellen zur postmodernen Gesellschaft entsteht ein Zusammenspiel und eine Neuerfindung der Kultur, was sich besonders in der Vermischung der beiden Sprachen zeigt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Integration der Suryoye trotz aller Schwierigkeiten ein voller Erfolg war. Sie haben es geschafft ihre Kultur beizubehalten und trotzdem die kulturellen Besonderheiten Bayerns anzunehmen und ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu werden. Die Weitergabe der aramäischen Sprache sollte niemals aufhören, um dieses antike Erbe auch an künftige Generationen weiter zu geben.

Ich bedanke mich, bei der Integrationsfeier dabei gewesen sein zu dürfen und wünsche allen Teilnehmern das Beste für ihre Zukunft.

Valentin Hoffmann