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Autor: Simon Jacob
Ort: Gütersloh, Deutschland
Format: Video & Text
Thema: Gesellschaft, Religion
Datum: 01.07.2022
Portal: www.zocd.de
Textdauer: ca. 5 Minuten
Sprache: Deutsch
Thema: 18 Jahre ESU – Frauen zwischen Demokratie und Patriarchat
 

18 Jahre ESU – Frauen zwischen Demokratie und Patriarchat

 
Stellvertretend für den Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland, nahm die Vorsitzendes des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland e. V. (der Verein hat zwei Vorsitzende) an der 18. Jubiläumsfeier der ESU teil. Die European Syriac Union (ESU) ist ein Dachverband verschiedener syrisch-aramäischsprachiger politischer Organisationen und Kulturvereine in Europa, die im Mai 2004 gegründet wurde. Die Organisation mit Sitz in Brüssel betreibt den Sender Suroyo TV.
 
Isabell Sardaryan, die Vorsitzende des ZOCD (Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland), nahm die Einladung als Anlass, um auf die zentrale Bedeutung aller Organisationen hinzuweisen, die eine kulturelle als auch religiöse Brücke zwischen Orient und Okzident aufbauen können und sollten. Damit zusammenhängend betonte sie, wie wichtig es sei, den Zusammenschluss verschiedener Organisationen zu stärken, um Synergieeffekte zu schaffen. „Alle Organisationen, die sich dem Pluralismus, der Demokratie, der individuellen Freiheit des Einzelnen als auch der Religionsfreiheit verschrieben haben, sollten ihre Anstrengungen bündeln“, so die 28-jährige Vorsitzende und angehende Wissenschaftlerin, deren fachliche Schwerpunkte Pädagogik und Anglistik sind. 
 
Die gesamte Rede in Textform wie folgt:
„Sehr geehrte Anwesende,
Mein Name ist Isabell Sardaryan,
ich bin 28 Jahre alt,
und bin armenischer Herkunft.
Ich bedanke mich im Namen des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland bei der ESU für die Einladung.
Heute bin ich als Vorsitzende,
eine der beiden Vorsitzenden, bei Euch.
Warum ich das betone ?
Viele, besonders die Suryoye, kennen den Zentralrat wegen der Person Simon Jacob.
Und Simon ist ebenfalls einer der Vorsitzenden des Zentralrates.
Doch ich bin keine Suryayto, und bin ich kein Mann.
Ich bin eine Frau und ich bin Armenierin.
Es ist wichtig das zu betonen, weil ich gerne betonen möchte, was uns nicht trennt…
Nicht das Geschlecht trennt uns, nicht die Abstammung.
Beides ist verbunden durch unseren Glauben.
Ich bin Christin. Und es ist mir, aber auch dem Vorstand des ZOCD wichtig, genau das zu betonen.
Es ist egal wer hier vor Euch stehen würde.
Ob nun eine Frau, ein Mann, eine Armenierin, ein Aramäer, Chaldäer, Assyrer, Grieche…
Wir sind verbunden im Glauben an einen Wertekanon.
Einen Wertekanon, und wir vom Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland glauben daran, einen Wertekanon, den die ESU seit nunmehr 18 Jahren verkörpert.
Gratulation dazu !
Und noch etwas, etwas Wichtiges und von essenzieller Bedeutung, verkörpert die ESU.
Es ist die Frau, das Recht der Frau, das Bestreben dieser, entgegen dem Patriarchat, ihr einen Platz in der Gesellschaft zu geben.
Als solch eine Frau, die sich für die Rechte derer einsetzt, die, in patriarchalischen Strukturen, entrechtet werden, spreche ich zu Euch.
Und ich mache das auch bewusst als Vorsitzende des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland.
Die ESU ist, so wie ich in Erfahrung bringen konnte, mehr als bestrebt, sich patriarchalischen Strukturen, die wir alle aus unserer Ursprungsheimat kennen,
zu widersetzen. Das zeigt die immense Frauenarbeit, die bei Euch, bei der ESU, so wertgeschätzt wird.
Von Simon, der oft im Nahen Osten war, habe ich von Soldatinnen, Politikerinnen und Unternehmerinnen gehört, die sich der Freiheit der Menschen, dem Frieden und der Gleichberechtigung widmen und dafür nicht selten mit ihrem Leben bezahlen. Genauso wie die Männer.
Ich möchte Euch hier und jetzt anbieten, diesen Weg, mit dem Zentralrat als Partner an Eurer Seite, auch in Europa zu gehen.
Den Weg der Demokratie, des Friedens.
Vor allem muss es ein Weg der Gleichberechtigung sein.
Weg vom „Machismo“ des Kalten Krieges, den manche immer noch dadurch zur Schau stellen, indem sie ihren Soldaten erlauben, Frauen zu vergewaltigen - sei es in der Ukraine oder im Nahen Osten.
Dies muss ein Ende haben.
Wir alle, egal ob Mann oder Frau,
egal woher wir kommen,
egal welcher Religion wir angehören,
müssen für eben jenes Recht, das Recht des Individuums, kämpfen.
Wer weiß das besser als wir Frauen, die das Patriarchat erlebt haben und manchmal immer noch erleben.
Als Christin weiß ich, dass Jesus Christus keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht hat.
Nun, wir nennen uns alle Christen. Warum lassen wir immer noch zu, dass in seinem Namen Unterschiede gemacht werden?
Ich denke, dass wir alle gemeinsam, in einer funktionierenden Demokratie, gegen den Missbrauch der Religion zur Stärkung des Patriarchats, angehen können.
Dafür stehen 18 Jahre ESU.
Dafür stehe auch ich, stellvertretend für den Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland.
 
Im Namen des ZOCD,
Danke für die Einladung”
 
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