Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland e.V.

Der Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland ist ein gemeinnütziger Verein der in Deutschland lebenden Christen, die den orientalischen Kirchen angehören. Er wurde am 18.03.2013 in München gegründet und ist im Vereinsregister des Amtsgerichtes München unter der Bezeichnung „Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland e.V.“, kurz „ZOCD“, eingetragen.

 

 

Vorgeschichte

Viele orientalische Christen sind größtenteils aus dem Nahen Osten nach Deutschland gekommen, weil sie als christliche Minderheiten in ihrem Heimatland wenig Aussicht auf eine sichere Zukunft hatten. Als religiöse und politisch-verfolgte Randgruppe waren sie in ihrer Heimat oft verschiedenen Unterdrückungen ausgesetzt. Mit dem Wirtschaftswunder in Deutschland wurden in den 1960er Jahren zunehmend Arbeitnehmer aus dem Ausland gesucht und angeworben. Viele bedrängte Christen nutzten diese Gelegenheit und kamen als „Arbeitsmigranten“ nach Deutschland.

Sie haben ihr Heimatland meist nicht aus wirtschaftlichen Gründen verlassen, sondern um den schlechten Lebensbedingungen in ihrer Heimat zu entkommen und mit dem Ziel, sich später in der Bundesrepublik eine gut situierte und sichere Existenz aufzubauen. Heute leben allein in Deutschland geschätzte 650.000 orientalische Christen, die sich fest eingebürgert und etabliert haben. Die orientalischen Christen haben sich immer um Anpassung und Integration in ihrer neuen Heimat bemüht. Viele, vor allem Angehörige der zweiten Generation, fühlen sich als Deutsche orientalisch christlichen Glaubens und nicht als Orientale im Exil. Die orientalischen Christen betrachten sich somit als Bürger der deutschen Gesellschaft und möchten gerne ihren Beitrag in den Bereichen Integration, interreligiöser Dialog, kultureller Austausch und politisch-historische Aufklärung leisten.

Es existiert einmal die östliche Christenheit, dem Ostritus folgend, die in sich wiederum verschiedene Traditionen birgt. Ihnen gehört die Apostolische Kirche des Ostens und ihre mit Rom unierte Schwester, die Chaldäische Kirche, an. 

Dem Westritus folgen die Syrisch-Orthodoxe, Koptische Kirche sowie die Armenisch Apostolische Kirche. Die Rum.-Orth. als auch Teile der Griechisch Orthodoxen Kirche sind territorial in Syrien und der heutigen Türkei angesiedelt und folgen dem byzantinischen Ritus. Weitere , mit Rom unierte Kirchen, bilden die Gemeinden der Maroniten im Libanon und der Melkiten in Syrien.

Westlich – europäische Riten sind geprägt vom römischen Katholizismus und den evangelischen Kirchen der Reformation. Beide Traditionslinien des Westens finden sich heute aber auch in verschiedensten Ausprägungen im Raum des Nahen Ostens.

Der ZOCD, als Laienorganisation, fühlt sich den Interessen der Mitglieder aus den orientalischen Kirchen verbunden, ohne dabei zu vergessen, die Brücke zu den westlichen Kirchen zu schlagen. Universelles Bindeglied ist der gemeinsame Glaube an das Neue Evangelium und die Bergpredigt.

 

Aufgaben

Die Kernaufgaben des Zentralrates bestehen darin, die Integration der orientalischen Christen in Deutschland weiter zu fördern und die kulturellen sowie religiösen Aufgaben, basierend auf den christlichen Werten der orientalischen Kirchen, zu pflegen. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf die Bewahrung der internationalen Gesinnung und der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und der Völkerverständigung. Verwirklicht werden diese Aufgaben durch eine intensive Zusammenarbeit mit Vertretern aus den Leitungsorganen der orientalischen und westlichen Kirchen und durch den Austausch mit deutschen Verbänden aus dem politisch-gesellschaftlichen Bereich.

Weiter konzentriert sich der Zentralrat auf die allgemeine Jugendförderung im Sinne von Bildung und Kulturaustausch zu den verschiedenen christlichen Konfessionen innerhalb Deutschlands. Hier liegt der Schwerpunkt darauf, die junge Generation über die unterschiedlichen christlichen Strömungen und kulturellen Werte aufzuklären und zu sensibilisieren. Darüber hinaus will der Zentralrat eine Brücke zu den weiteren Religionen in Deutschland bauen, um die Verständigung und die gegenseitige Achtung zwischen Christen und Nichtchristen zu fördern.

 

 

 

Ferner ist der ZOCD auch darum bemüht, gemeinsame Veranstaltungen mit deutschen und orientalischen Vereinen, die sich der religiösen, musikalischen und kulturellen Völkerverständigung verpflichtet fühlen, zu organisieren. Neben der Interessenvertretung der orientalischen Christen in Deutschland gilt die Solidarität und Verbundenheit des Zentralrates auch den orientalischen Christen in den Heimatländern.

Als Auswanderer und als Nachkommen von Auswanderern halten wir das Recht auf Heimat, auch international, für ein wesentliches Rechtsgut und essentielles Menschenrecht. Das Schicksal der Christen im Nahen Osten, in Afrika und in Asien erfährt im Westen nur begrenzte Aufmerksamkeit. Deswegen setzt sich der Zentralrat dafür ein, dass ethnischen und religiösen Minderheiten die Möglichkeit erhalten bleibt, menschenwürdig in ihrer Heimat zu leben. In vielen dieser Regionen werden die universalen Menschenrechte nicht vollständig gewährleistet. Das gilt vor allem für die Religionsfreiheit, die in der Charta der Vereinten Nationen kodifiziert ist – und zu der sich inzwischen alle 192 Mitgliedsstaaten bekennen und verpflichtet haben.

Darüber hinaus will der Zentralrat eine Brücke zu den weiteren Religionen in Deutschland bauen, um die Verständigung und die gegenseitige Achtung zwischen Christen und Nichtchristen zu fördern. Betroffen sind vor allem Regionen im Nahen Osten, wo christliche Minderheiten durch die politisch-religiösen Konflikte oft  zwischen die Fronten geraten. Ein besonderes Merkmal der orientalischen Christen im Nahen Osten ist ihre starke Fragmentierung in die verschiedensten christlichen Konfessionen, die oft auch eine individuelle ethnische Identität besitzen, sowie ein Zusammenleben mit einer arabisch-islamischen Mehrheitsgesellschaft.

Das führt dazu, dass die Christen, bedingt durch die politisch-kulturellen Einflüsse in der arabischen Welt, je nach Land unterschiedliche Rechte und Freiheiten genießen. Hinzu kommt, dass die orientalischen Christen kein eigenständiges Land mit einer fundierten Rechtsstaatlichkeit im Sinne von Demokratie und säkularer Gewaltenteilung besitzen. Das erschwert die Position der Christen, ihre Menschenrechte einzufordern. Diese Entwicklung hat nicht nur einen starken demographischen Wandel in Form von Auswanderung zur Folge, sondern auch einen langsam einschleichenden Verlust unserer christlichen Wurzeln.

Im Rahmen dieser Ereignisse möchte der Zentralrat die Lage der orientalischen Christen in ihren Heimatländern durch Öffentlichkeitsarbeit und Informationsveranstaltungen auf einer objektiven Grundlage konstruktiv und pragmatisch thematisieren. Toleranz und Respekt gegenüber einer kulturellen Vielfalt sowie ein gewaltloses und friedliches Miteinander auf dieser Welt sind die Hauptansätze, welche der ZOCD verfolgt.
Daher ist der Zentralrat angehalten, den friedlichen Dialog mit den verschiedenen Nationalitäten, unterschiedlichen Kulturen und politischen Organisationen in und außerhalb Deutschlands zu suchen.

Nur auf der Basis eines friedlichen Dialoges können wir den Versuch wagen, einen Weg für ein nachhaltig friedliches Zusammenleben aller ethnischen Gruppen im Nahen Osten, in Afrika und in Asien zu ebnen.