
Das Erdbeben in Hatay: Ein Tag, der alles veränderte
Am 6. Februar 2023 bebte in der Region Hatay buchstäblich die Welt. Das schwere Erdbeben verwüstete ganze Städte, riss Familien auseinander und ließ Zehntausende plötzlich vor dem Nichts stehen. Auch viele unserer christlichen Geschwister in Samandağ – einer historisch bedeutsamen Stadt für orientalische Christen – verloren ihr Zuhause. Manche verloren Angehörige. Was blieb, war Schmerz, Angst – und die große Frage: Wie soll es jetzt weitergehen?
Sofortige Hilfe: Gemeinsam anpacken
Noch während sich der Staub der Trümmer senkte, war für uns klar: Wir müssen helfen. Nicht irgendwann, sondern sofort.
Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich zum Hörer griff, um Simon Jacob, den damaligen ZOCD-Vorsitzenden, und Ibrahim Bal, den Vorsitzenden der rum-orthodoxen Kirchengemeinde in Stuttgart, anzurufen. Viel reden mussten wir nicht. Für beide war klar: Wir packen das an. Zusammen.
Nur zwei Tage nach dem Beben hatten wir unsere Hilfsaktion auf die Beine gestellt – schneller, als wir selbst realisierten. Noch heute bewegt es mich, mit welchem Tempo und mit welcher Entschlossenheit wir losgelegt haben – getragen von einem Gefühl tiefster Verantwortung.
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Mitri Sirin: Ein Anruf, der Hoffnung schenkte
Inmitten dieser hektischen Tage kam ein Anruf, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Mitri Sirin, ZDF-Moderator, guter Freund und zugleich Verwandter, meldete sich. Seine Worte: „Ich will helfen – sagt mir, was ihr braucht.“ Dieser Moment hat vieles ins Rollen gebracht. Mitris Engagement – ehrlich, verbindlich, mit ganzem Herzen – hat uns neue Türen geöffnet. Er startete eine eigene Spendenaktion und leitete die Einnahmen später an unsere Initiative weiter. Damit konnten wir eines erreichen: Fertighäuser bauen. Für Menschen, die alles verloren hatten.
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Von der Soforthilfe zum langfristigen Engagement
Am Anfang ging es um das Nötigste: warme Kleidung, Lebensmittel, Medikamente, Notunterkünfte. Doch bald wurde klar: Das allein reicht nicht. Die größte Not beginnt oft erst, wenn die Kameras schon weitergezogen sind.
Deshalb fassten wir einen Entschluss: Wir wollen langfristig helfen. Nicht nur Trost spenden, sondern Perspektiven schaffen. Und was bedeutet mehr als ein Dach über dem Kopf?
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Ein Ziel vor Augen: Fertighäuser für Samandağ
Mit den Spendengeldern verfolgten wir ein klares Ziel: Fertighäuser in Samandağ – für Familien, die durch das Beben alles verloren hatten und allein keinen Neuanfang schaffen konnten.
Ein Komitee der rum-orthodoxen Kirchengemeinde vor Ort verschaffte sich ein Bild der Lage. Das Ergebnis war erschütternd: Über 80 Familien hatten ihr Zuhause komplett verloren. Zwei Jahre später lebten noch immer mindestens 20 von ihnen in provisorischen Unterkünften – in Zelten, in Containern, ohne Privatsphäre, ohne Sicherheit, ohne ein echtes Zuhause.
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Ein neues Zuhause für acht Familien
Acht dieser besonders betroffenen Familien konnten wir nun ein neues Zuhause schenken.
Im April 2025 war es so weit: Die Fertighäuser waren fertiggestellt und wurden feierlich übergeben. Ich hatte die Ehre, drei Familien persönlich zu begleiten, als sie zum ersten Mal den Schlüssel zu ihrem neuen Haus in den Händen hielten. Ich kann kaum beschreiben, was das für ein Moment war. In den Augen der Eltern lagen Erleichterung, Dankbarkeit und stilles Staunen. Die Kinder rannten durch die Räume, als wären sie gerade in ein Märchenschloss gezogen – dabei war es „nur“ ein einfaches Haus.
Aber für diese Familien bedeutete es alles: Schutz, Würde, Zukunft.
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Ein Gemeinschaftswerk voller Dankbarkeit
Diese Hilfsaktion war und ist ein Gemeinschaftswerk.
Ohne die vielen helfenden Hände, offenen Herzen und das Vertrauen der Spenderinnen und Spender wäre all das nicht möglich gewesen.
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Mein aufrichtiger Dank gilt daher:
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Mitri Sirin für seine unermüdliche Solidarität, Präsenz und Unterstützung,
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der rum-orthodoxen Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer in Stuttgart, besonders ihrem Vorsitzenden Ibrahim Bal, für die engagierte Koordination und Spendensammlung,
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der rum-orthodoxen Kirchengemeinde in Samandağ und ihrem Vorsitzenden Cem Akgül, die vor Ort alles möglich gemacht haben,
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allen Spenderinnen und Spendern, die mit ihrem Beitrag einen Unterschied gemacht haben – egal, wie groß oder klein,
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und dem Team des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland (ZOCD), das diese Aktion mit viel Herzblut und Energie getragen hat.
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Diese acht Familien haben nun ein neues Zuhause gefunden:
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Familie Sükrü Hurioglu
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Frau Arivik Azaroglu
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Familie Georg Hurioglu
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Familie Habib Sengül
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Frau Hanne Calisir
- Familie Michael Hurioglu
- Familie Georg Kalayci
- Familie Apo Yakupoglu
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Mehr als ein Bauprojekt: Ein Zeichen der Hoffnung
Was wir gemeinsam geschafft haben, ist mehr als nur ein Bauprojekt.
Es ist ein Zeichen: Dass Solidarität nicht nur ein Wort ist.
Dass christliche Nächstenliebe konkret werden kann.
Und dass selbst in Zeiten größter Not Hoffnung wachsen kann – Stein für Stein, Haus für Haus, Herz für Herz.
Der ZOCD wünscht allen Familien ein langes Leben in Frieden, Geborgenheit und Hoffnung. Mögen ihre neuen Häuser nicht nur Schutz bieten, sondern ein Ort des Lebens und Zusammenhalts werden.
Ferit Tekbas, Augsburg,
25.07.2025
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