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Autor: Simon Jacob
Ort: Würzburg, Deutschland
Kategorie: Videobericht
Rubrik: Gesellschaft
Datum: 27.01.2019
Portal: www.simonjacob.info
Textdauer: ca. 2 Min.
Videodauer: ca. 20 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: Sich in einem freien Land einfach frei fühlen – 50 Jahre Integration der christlichen Suryoye in Bayern

 

 


Play: Eine Dokumentation von der syrisch-orthodoxen Gemeinde von Antiochien in Würzburg

 

 

Sich in einem freien Land einfach frei fühlen – 50 Jahre Integration der christlichen Suryoye in Bayern

In Deutschland leben über 100.000 Mitbürger, deren Vorfahren zwischen 1960 und 1980 ursprünglich aus dem südostanatolischen Raum gekommen sind und die die größte Gemeinschaft nahöstlicher Christen bilden. Sie gehören der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien an, besitzen inzwischen meist die deutsche Staatsbürgerschaft und betrachten Deutschland als ihre Heimat. Sie sehen sich aber auch als eigene Ethnie, als Suryoye. Eine Bezeichnung, die dem heutigen Syrien den Namen gegeben hat. Allerdings verbirgt sich dahinter mehr, als man zunächst ahnt.

 

“Suryoye” ist die Eigenbezeichnung der Aramäer, Assyrer und Chaldäer. Die Suryoye sind eines der ältesten christlichen Völker der Welt und stammen aus dem ehemaligen Mesopotamien. Seit Jahrhunderten verfolgt und vertrieben leben die staatenlosen Suryoye verstreut auf allen Kontinenten.

Und eben jener Teil dieser christlichen Volksgruppe, im Speziellen aus dem südostanatolischen Raum, suchte aufgrund der Konflikte und Ungleichheit in der Region, in ständiger Erinnerung an den Völkermord an den Christen zwischen 1915 – und 1918 im Osmanischen Reich, eine Möglichkeit, in Freiheit und Frieden leben zu können.

 

In Deutschland, in Bayern und in vielen anderen Bundesländern, fanden sie eine Heimat. Bestens integriert bilden sie eine Erfolgsgeschichte, wie man sie sich nur wünschen kann.

 

Natürlich sind sie nicht die einzige Volksgruppe, die eine erfolgreiche Akkulturation erlebt hat, wunderbare Traditionen, wie z.B. kulinarische Genüsse weiterhin als Teil der eigenen Kultur betrachten und sich als Deutsche, wenn nicht sogar Europäer, fühlen.

Dabei betrachten sie nicht die Herkunft oder die Religion als ausschlaggebendes Merkmal, sondern das Gefühl, willkommen und akzeptiert zu sein. Dies erforderte aber auch von den ehemaligen Neuankömmlingen den Willen aufzubringen, die Aufnahmegesellschaft als Chance zu betrachten.

 

Als Chance Bildung zu genießen, sich frei entfalten zu können oder auch frei seine Religion ausleben zu können. Und es entspricht der Tatsache, dass die religiösen Wurzeln keine Abgrenzung sondern eher Offenheit als Merkmal aufweisen. Deswegen ist es von besonderer Bedeutung, gerade mit Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation, dass der religiöse Dialog von Beginn an daran gekoppelt werden muss, dass Menschen, egal ob nun Mann oder Frau, gläubig oder ungläubig, gleiche Freiheiten und Rechte genießen.

 

Oder wie es ein Beteiligter der Dokumentation wiedergegeben hat:

 

„Deutschland bedeutet, sich in einem freien Land einfach frei fühlen.“

 

Der Wert dieses Freiheitsgedankens sollte allen Bürgern dieses Landes immer wieder ins Bewusstsein gebracht werden.

 

 

Simon Jacob,

Augsburg, 05. Februar 2019