Autor: Simon Jacob
Ort: Nordsyrien
Kategorie: Reportage
Rubrik: Frauenrechte, Extremismus
Datum: 06.03.2018
Portal: www.simonjacob.info
Textdauer: ca. 5 Min.
Videodauer: ca. 35 Min.
Sprache: Deutsch/Englisch
Titel: Rita – 3 Jahre lang von IS zum Sex gezwungen
  
  
 

Rita – 3 Jahre lang von IS zum Sex gezwungen

 

Eine meiner schwierigsten Aufgaben, die mir immer wieder Albträume beschert und die ich am liebsten in den tiefsten Winkeln meines Gedächtnisses begraben würde, sind die Gespräche mit den Überlebenden unvorstellbarer Gräuel. Es klingt makaber, aber durch eine Straße voller verkohlter Leichen zu laufen macht mir weniger aus. Denn Tote sind tot und Tote können nicht mehr reden, schreien, leiden, weinen. Es ist einfacher an der Front unter Beschuss zu sein, weil es hier eine klare Feind – Freund – Kennung gibt und man sich darauf konzentrieren muss, selber keinen Schaden zu nehmen. Das was mich, um Längen, am meisten bedrückt, sind sie: Die Überlebenden des Grauens. Denn sie reden. Und wenn sie das tun, manifestiert sich die Trauer ihres Leids in ihren Worten und Tränen. Und es kommt in mir eine Wut hoch, die ich nur schwer zügeln kann, weil die ganze Welt zugesehen hat und teilweise immer noch zusieht. Und ich fühle mich einfach ohnmächtig. Also tue ich das Beste, was ich tun kann: ich nutze meine gottgegebenen Fähigkeiten und schreibe darüber.

Und so möchte ich auch über Rita berichten.

Von Rita höre ich rein zufällig, als ich in Nordsyrien nahe der IS – Frontlinie Recherchen an den Tag lege. Als man mir mitteilte, dass man Wochen zuvor eine junge Christin aus den Händen des IS befreit hatte, die drei Jahre zuvor im Irak in Gefangenschaft geraten und auf einem Sklavenmarkt verkauft worden war, zögerte ich keinen Moment, um die unscheinbar wirkende Frau zu treffen. Bei meiner Ankunft schien Rita nicht so recht zu wissen, wie sie mit mir umgehen sollte. Ich bemerkte eine gewisse Skepsis in ihrem besorgten Gesicht. Es sah so aus, als zwinge sie sich selber, mit mir dieses Interview zu führen. Sie tat es trotzdem. Und ich war mehr als heilfroh darüber. Den Grund für ihr Verhalten erfuhr ich später.

2014 überrannte der IS die christliche Stadt Karakosh nördlich von Mosul gelegen. Rita floh aus ihrer Heimat. Im Konvoi, der sich Richtung kurdisches Gebiet einen Weg mit einer unendlichen Menschenschlange bahnte, suchte die junge Alleinstehende verzweifelt ihren blinden Vater. Sie fand heraus, dass sich dieser in der nun vom IS besetzten Heimat befand und wollte ihn retten. Beim Versuch ihren Vater in Sicherheit zu bringen, geriet sie in Gefangenschaft. Es begann ein Martyrium. Als junge, attraktive Frau war sie ein Objekt der Begierde und ...

 

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