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Autor: Berthold Gees
Ort: Berlin, Deutschland
Format: Text
Thema: Religion, Extremismus
Datum: 25.05.2020
Portal: www.zocd.de
Textdauer: ca. 7 Min.
Sprache: Deutsch

Titel: Kölner MdB und CDU-Politiker Hirte stellt klar: Religionsfreiheit ist ein unveräußerliches Menschenrecht!

 

Kölner MdB und CDU-Politiker Hirte stellt klar: Religionsfreiheit ist ein unveräußerliches Menschenrecht!

 

Im Jahre 2013 wurden zwei Bischöfe der griechisch und syrisch orthodoxen Glaubensgemeinschaften im syrischen Aleppo entführt, vermutlich von Mitgliedern der islamistischen Terrormiliz ISIS. Prof. Dr Hirte, Kölner CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des prominenten Stephanuskreises in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, setzt sich für die Entführten ein. Er verdeutlicht, dass es sich bei der Entführung um einen verbrecherischen Verstoß gegen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit handelt und fordert Aufklärung.

Lesen Sie das nachfolgende Interview mit ihm!

 

1. Sie erinnern auf Facebook an die Entführung zweier Bischöfe in Syrien. In Europa werden ebenfalls Menschen entführt. Was ist das Besondere an diesem Fall?

Stellen Sie sich nur einmal vor, der Kardinal Rainer Maria Woelki, unser Bischof in Köln, würde auf einer Reise entführt und wäre spurlos verschwunden. Eigentlich möchte ich es mir doch nicht vorstellen. Aber genau diese Bedeutung hat das Verschwinden von Mor Gregorios Yohanna Ibrahim und Boulos Yazigi für ihre Diözesen und für die Menschen der griechisch und syrisch-orthodoxen Gemeinden in Aleppo bzw. Iskenderum. Zudem haben die Jahre des aufkeimenden islamistischen Terrors, die beiden Bischöfe wurden ja 2013 mutmaßlich von Daesh entführt, tiefe Wunden in die Seelen aller Menschen in Syrien gerissen. Diese heilen nur schwer. Und wie sollen sie heilen, wenn das Schicksal, der Verbleib der beiden bis heute unklar ist? Daher unterstütze ich den Appell von Markus Grübel an die beteiligten Länder, das Schicksal beider Bischöfe aufzuklären.

 

2. Auf ihrem Facebookpost vom 22.04.2020 weisen Sie, im Zusammenhang mit der Entführung, auf die Religionsfreiheit hin. In welchem Zusammenhang ?

Nun, als Bischöfe wurden Ibrahim und Yazigi ja gezielt ausgewählt, als Repräsentanten ihres Glaubens, um nicht nur diesen beiden Menschen mutmaßlich Gewalt anzutun, sondern auch um allen an Christus gläubigen Menschen der Region seelische Verletzungen zuzufügen. Welch erbärmliches Denken, was für ein ideologischer Offenbarungseid ist es überhaupt, wenn nur stumpfe Gewalt gegen Leib und Leben bleibt, um die eigene Macht zu demonstrieren? Und diese Motivation macht die Entführung zu einem Verbrechen gegen das Menschenrecht der Religionsfreiheit. Auch in Syrien darf jeder Mensch an jeden Gott glauben oder nicht glauben, wie es ihm beliebt. Das sagt die Menschenrechtscharta der UN, das sagt der UN-Zivilpakt.

 

3. Welche Bedeutung hat das für die Menschenrechte im Allgemeinen?

Es ist eines von zu vielen Exempeln der Nicht-Achtung der Menschenrechte. Ich habe eine Allergie gegen die relativierende Auf- und Abwertung der Menschrechte gegeneinander, als gäbe es eine innere Hierarchie. Auch in Deutschland muss ich als Vorsitzender des Stephanuskreises oft darum kämpfen, dass die Religionsfreiheit nicht als Menschenrecht zweiter Klasse betrachtet wird. Hier würde ich mir auch oft mehr Hilfe durch die offizielle Außenpolitik wünschen. Wir sind in der deutschen Perspektive oft ignorant gegenüber Menschen, die weltweit kämpfen, um glauben „zu dürfen“.

 

4. Weshalb sollten Nichtchristen, Muslime, Juden, Atheisten Interesse an solch einer Debatte haben?

Das hat viele Gründe. Auch die Religionen bzw. die damit verbundenen Organisationen sollten aus der Geschichte gelernt haben. Ein Grund für die Ignoranz gegenüber religiösen Gefühlen ist ja, dass die Kirche und andere Konfessionsvertreter historisch für viel Blutvergießen verantwortlich sind. Religion stifte demnach zu Gewalt an, weil jede Glaubensrichtung einen Alleinvertretungsanspruch habe. Das blendet allerdings die Glaubensgrundsätze und die seelsorgerische und sinnspendende Komponente von Religionen aus, zumal Gläubige und religiöse Organisationen auch Friedens- und Hoffnungsspender sind. Vor Missbrauch ist leider keine Ideologie gefeit. Daher sollten die Glaubensgemeinschaften diesen Vorwürfen vehement entgegentreten, um zum einen ihrer selbst ausgewählten inneren Friedfertigkeit nachzukommen und zum anderen – in dem Streben nach Selbsterhaltung – auch, um diesen Kritikpunkt zu entkräften. Glauben ist Vertrauen, nicht aber positives Wissen, dass die eigene Religion die einzig richtige ist. Daraus folgt unvermeidlich, dass die Koexistenz der Religionen nur durch gegenseitige Toleranz möglich ist, durch die gegenseitige Anerkennung. In einem solchen Umfeld kommen die Menschenrechte zur Geltung und auch der Atheist kann seinen Nicht-Glauben gleichwertig leben.

 

5. Wie schätzen sie die aktuelle Lage des Falles ein? Leben die Geiseln eventuell noch?

Drüber kann und möchte ich keine Spekulationen anstellen. Aber ich hoffe natürlich das Beste.

 

Berthold Gees,

2.6.2020

 

Prof. Dr. Heribert Hirte kann unter folgenden Adressen kontaktiert werden:

 

Abgeordnetenbüro Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon: 030 / 227-77832
Telefax: 030 / 227-76830

 

Büro Köln
Aachener Str. 227
50931 Köln
Tel.: 0221 / 589 867 – 62
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