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Autor: Simon Jacob, ntv-Dokumentation
Ort: diverse, Irak
Format: Video
Thema: Extremismus, Gesellschaft, Politik
Datum: 08.06.2020
Portal: www.oannesjournalism.com  
Textdauer: 5 Min.
Videodauer: 42 Minuten
Sprache: Deutsch
Titel: ntv – Dokumentation: IS Rückkehrer – Nachsicht oder Strafe ?
  

 

ntv – Dokumentation: IS Rückkehrer – Nachsicht oder Strafe ?

 

Vor Jahren machte ich mich auf den Weg in den Nahen Osten.

Der Arabische Frühling scheiterte bzw. brachte nicht das Ergebnis hervor, welches sich eine junge Generation, aufgewachsen im digitalen Zeitalter, wünschte:

Sicherheit, Freiheit, Frieden, einen Job.

Besonders wünschten sie sich und wünschen sie sich immer noch ein Ende der massiven Korruption. Nicht die Religion, die Abstammung zu einem Clan, einer Ethnie oder die Nähe zu einem Autokraten sollte darüber entscheiden, ob man Gemüse verkaufen oder ein Unternehmen gründen darf, sondern Kreativität, Talent, Bildung und Fähigkeiten.

 

Viele junge Menschen wurden enttäuscht.

Der Arabische Frühling artete in einem Mehrfrontenkrieg aus, in dem sich Regionalmächte, mit Unterstützung verschiedenster Mitglieder des UN – Sicherheitsrates, einen anhaltenden Stellvertreterkrieg liefern.

 

Im Chaos der toxischen Mischung des Krieges tauchte eine Extremistengruppe auf, die sich durch besondere Grausamkeit auszeichnete.

Als IS oder im Arabischen  „Daesh“ bekannt, filmten die Dschihadisten hollywoodreif die Hinrichtung von Gefangenen, um nur eine der Grausamkeiten zu nennen.

Während dieser Zeit recherchierte ich im Irak und in Syrien, um wenigstens für die Nachwelt diese Beweise sichern zu können.

Getragen von der Hoffnung, dass eines Tages, unter den Augen der Zivilgesellschaft, jene zur Rechenschaft gezogen werden, die diese unvorstellbaren Verbrechen begangen haben. Wenn ich allerdings von jenen spreche, meine ich nicht nur den IS. Manch ein Regime ging, tief in Foltergefängnissen unter dem Boden, weit abgelegen in den Wüsten, wo man die Schreie der Gefolterten nicht hören konnte, nicht weniger brutal vor.

 

Erstaunlich ist die Tatsache, dass sich viele Bürger aus Europa, im Besonderen Konvertiten, dem martialischen Kampf anschlossen.

Unter ihnen viele Frauen, teilweise im Teenageralter, die aus den verschiedensten Gründen in den Krieg zogen.

Persönlich bin ich inzwischen der festen Auffassung, dass die meisten mehr aus einer romantisch – naiven Vorstellung heraus, dem perfekten Leben in einer muslimischen Gesellschaft nacheifernd und auf der Suche nach einem Lebenspartner, ihren männlichen Glaubensgenossen folgten.

Und des Weiteren bin ich persönlich inzwischen der festen Überzeugung, dass die meisten Muslime, selbst die größte Opferzahl unter dem IS Terror beklagend, von der brachialen Gewalt des IS angewidert sind.

Allerdings glaube ich nicht, dass jene, die in den Krieg gezogen sind, von den Gräueltaten des IS nichts wussten.

Sie wussten es, davon bin ich fest überzeugt.

Und weil sie es wussten, müssen sie sich dafür auch verantworten.

 

Allerdings nicht in Form dessen, was manche, lapidar in den sozialen Medien verbreitet, zum Ausdruck bringen.

Rache, Selbstjustiz, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, ist keine Lösung und würde den Scharfrichter auf eine Stufe mit den Extremisten, Autokraten und Unmenschen dieser Welt stellen. Auf dem Altar jener, die der Willkür des Hasses ausgeliefert wären, würden wir zivilisatorische Errungenschaften opfern.

 

Die einzige Lösung kann nur darin bestehen, jenen, die ihrer Wut freien Lauf lassen wollen, zu demonstrieren, dass im irdischen Leben Gesetze gelten, die für alle gleich sind und in einem fairen Verfahren enden. Um dies zu gewährleisten bedarf es der Spurensuche, was keine leichte Aufgabe ist.

 

Ich bin vor Jahren auf diese Suche gegangen, getrieben durch persönliche Gründe, und hielt vieles mit meiner Kamera fest.

Die Massengräber jesidischer Frauen und Kinder (2015) bleiben in Erinnerung.

Die Gespräche mit christlichen Geiseln, so z.B. in Mossul, wühlen auf.

 

Trotzdem dürfen wir nicht aufhören an den juristischen Errungenschaften der Zivilisation festzuhalten.

Geben wir diese auf, schmilzt der Unterschied zwischen uns und dem was wir bekämpfen wollen.

 

Markus Thöß von Pinguinfilm danke ich für die intensive Zusammenarbeit.

Ohne ihn wäre diese Dokumentation nie entstanden.

 

Simon Jacob

 

Ausstrahlung auf ntv:

 

 

Dauer der Dokumentation: 42 Minuten

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