Die von den einzelnen Autoren veröffentlichten Texte geben ausschließlich deren Meinung wieder und nicht die der bearbeitenden Redaktionen und Veröffentlichungsplattformen

Autor: Simon Jacob
Ort: München, Deutschland
Kategorie: Artikel
Rubrik: Religion
Datum: 14.02.2019
Portal: www.zocd.de
Textdauer: ca. 3 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: Münchner Sicherheitskonferenz – Sideevent: „Christianity in the Middle East“

 

 

Münchner Sicherheitskonferenz – Sideevent: „Christianity in the Middle East“

 

Zur weltweit wichtigsten Konferenz zum Thema Sicherheit und Geopolitik kamen die Vertreter der Militärs, Politik und Medien Mitte Februar in München zusammen. Gerade das Jahr 2019 zeugt von einer Unsicherheit - man bedenke die Kündigung des INF – Abkommens zwischen den USA und Russland, welches einst 1987 zwischen dem damaligen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow und US – Präsident Ronald Reagan geschlossen worden war, und den beiderseitigen Verzicht auf nukleare Mittelstreckenraketen regelt. Dieses war Bestandteil der europäischen Sicherheit und öffnete im eigentlichen Sinne erst Gespräche für eine weitere Annäherung zweier Supermächte. Es folgten der Zusammenbruch der Sowjetunion, der Fall des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung Deutschlands. Einst ging man davon aus, dass es nun Wohlstand und Frieden auf dem gesamten Globus geben würde. Dies war eine herbe Fehleinschätzung, verbunden mit einer hochkomplexen, global agierenden, digitalen und von asymmetrischen Konflikten heimgesuchten Welt, wie sich im Nachgang herausstellte. Gerade in dieser Komplexität stechen jene heraus, die auf der Weltbühne der Politik nach vorne preschen, so z.B. China, Russland, aber auch viele Staaten des Nahen Ostens und Asiens, wie z.B. Indien, die Türkei, Pakistan, Saudi Arabien oder der Iran. Und in den meisten Fällen geht es, auch das ist ersichtlich, um territoriale Ansprüche, Energietransitrouten und Rohstoffe. Im Gemenge der verschiedenen Interessen passiert dann das, was die Historiker als die „Opfer der Umwälzungen“ betrachten würden. Jene, die sich nicht selber verteidigen, verwalten und genügend Macht hinter sich haben, verschwinden im Laufe der Zeit und hinterlassen nur noch ihre Relikte; sei es als Museen oder als Veranschaulichung für die Gräuel von Extremisten und menschenverachtenden Ideologien in Form von Massengräbern.

 

Nun, auch das hat mit der Sicherheitskonferenz zu tun, wenn sich die Mächtigen der Welt treffen und Vereine wie der Aktionskreis für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft e.V. (gegründet 1972) , in einer Nebenveranstaltung, Seine Seligkeit Louis Raphael I, Kardinal Sako, Patriarch von Babylon und Oberhaupt der Chaldäisch – Katholischen Kirche in die ehrwürdigen Räume des Literarturhauses nach München einladen, um über jene zu berichten, die zum Spielball eben dieser Mächtigen geworden sind, die ein paar Meter entfernt von der Salvatorkirche über die geopolitischen Ereignisse der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft debattieren. Wenn sie dies tun, so wird sich das geistige Oberhaupt eines Großteils der irakischen Christen gedacht haben, werden sie wohl eher nicht über das Schicksal jener nachdenken, die keine Ölquellen ihr Eigen nennen können oder über anderweitige materielle Schätze von immenser Bedeutung verfügen. Ihr Schatz ist ihr Glaube und die Gewissheit, dass sie zur kulturellen und religiösen Vielfalt des Nahen Ostens gehören und nun endlich, nach langer Zeit der Gängelung als Menschen zweiter Klasse, ihr Recht erhalten sollten, als vollwertige Bürger wahrgenommen zu werden. Ob nun im Irak, im Iran, in Syrien oder in Ägypten sollte keine Rolle spielen. Der Referent, der das Christentum als Brückenbauer zwischen den Religionen betrachtet, wies zurecht daraufhin, dass Religion oft als Instrument missbraucht wird, um dem Machtbestreben verschiedenster Akteure dienlich zu sein. Mit verheerenden Folgen für die gesamte Region und unendlichen Konflikten, die exakt dem Bild des asymmetrischen Krieges gleichen, welche die heutige Welt immer wieder erschüttern. So mahnte der hohe Geistliche, dass man niemals vergessen dürfe den Dialog zu suchen, um den Frieden zu bewahren. Gerade in einer Zeit, in der auch der Islam sich entwickelt und als fundamentaler Bestandteil der nahöstlichen Welt, mit Millionen von Gläubigen, aus dem Inneren heraus seinen Weg finden muss. Christen könnten nur vermittelnd zur Seite stehen, so Sako. Doch die Lösung muss von allen Bürgern des Iraks kommen.

 

Mit diesen Worten erteilte der Patriarch an all jene eine Absage, die konfessionelle, aber auch ethnische Grenzen nutzen, um Konflikte und damit einhergehend Leid und unendlich Tragödien, die in der Mehrheit Muslime zum Opfer hätten, zu befeuern.

 

Der Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland bedankt sich beim Aktionskreis für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft e.V. für die Einladung und die äußerst gelungene und informative Veranstaltung.

 

Simon Jacob,

Augsburg, 24. Februar 2019