Die von den einzelnen Autoren veröffentlichten Texte geben ausschließlich deren Meinung wieder und nicht die der bearbeitenden Redaktionen und Veröffentlichungsplattformen

Initiative säkularer Islam

Am 24.02.19 stellte sich die Initiative säkularer Islam, in der von der Mitinitiatorin Seyran Ates gegründeten Ibn Rushd Goethe Moschee, in Berlin vor. Zu den weiteren prominenten Initiatoren gehören unter anderem Cem Özdemir, der ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen; der Politologe und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad, der Psychologe und Islamismusexperte Ahmad Mansour und die Soziologin Necla Kelek. Wie bereits aus ihrem Gründungsdokument herauszulesen, handelt es sich bei der Gruppe um einen Zusammenschluss von Publizist/innen, Wissenschaftler/innen und Aktivist/innen der Zivilgesellschaft, die die Eröffnung der vierten Deutschen Islamkonferenz (DIK) zum Anlass nahm, um eine »Initiative säkularer Islam« zu gründen, die einem Spektrum innerhalb des Islam Sichtbarkeit verleihen soll, das bislang unterrepräsentiert war: die säkularen Muslime. Wohlwissend, dass eine Religion nicht säkular sein kann, wurde der Name bewusst gewählt, um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich in dieser Initiative einzubringen, da es sich bei der Zielsetzung um eine gesellschaftliche Aufgabe handelt. Neben dem Anspruch die säkularen Muslime, die sich mit keiner Moscheegemeinde und keinem muslimischen Verband identifizieren können, zu vertreten, zielt die Initiative darauf hin, den Einfluss des Islams aus politischen und öffentlichen Angelegenheiten einzudämmen. Sie wendet sich also gegen einen politischen Islam, der ihrer Ansicht nach gerade von Islamverbänden befördert werde. Denn die Islamverbände sind ihrer Auffassung nach, keine geeigneten Partner bei der Integration von Muslimen. Stattdessen gelte es, die vielen Muslime, die nicht in Verbänden organisiert seien, für die Belange der Integration zu gewinnen. So gab der Sprecher der Initiative, Ali Ertan Toprak, in seiner Eröffnungsrede zu verstehen: „Wir verstehen Musliminnen und Muslime als Bürgerinnen einer demokratischen Gesellschaft, die die Rechte und Pflichten aller anderen Bürgerinnen teilen. Wir sprechen uns für eine Verbesserung der bürgerlichen Teilhabe von Muslimen, aber gegen Sonderrechte für Musliminnen und Muslime aus, und das im Grundgesetz garantierte Recht auf die Freiheit des Bekenntnisses und auf ungestörte Religionsausübung beinhaltet unserer Ansicht nach nicht das Recht, religiöse Normen im öffentlichen Raum durchzusetzen.“ Deutliche Kritik wurde in diesem Zusammenhang den Islamverbänden Ditib, dem Islamrat und dem Zentralrat der Muslime zugesprochen. So soll beispielsweise Ditib, der deutsche Arm des Amtes für religiöse Angelegenheiten in Ankara, einen staatsoffiziellen sunnitischen Islam türkischer Prägung vertreten und in der Vergangenheit mit der vom Verfassungsschutz beobachtbaren Muslimbruderschaft aufgetreten sein. Ein weiteres Problem ist die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland, die gerade von Ländern wie Saudi-Arabien und der Türkei ausgeht, mit dem einhergehenden Ziel der Etablierung eines radikalen sunnitischen Islamverständnisses. Prominente politische Unterstützung erhielt die Initiative von dem Gesundheitsminister Jens Spahn und Sevim Dagdelen, der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Linksfraktion. Der wertkonservative Politiker in der Union Jens Spahn gab zu verstehen, dass man nach neuen Wegen im Umgang mit den muslimischen Gemeinden suchen müsse. So zog er es durchaus in Erwägung, diese zumindest übergangsweise durch Steuergelder zu finanzieren, um ihre Abhängigkeit von fragwürdigen ausländischen Geldgebern zu beenden. Dagdelen widersprach ihm in diesem Punkt, da eine staatliche Finanzierung von Religionsgemeinschaften kaum im Sinne des Säkularismus sei. Darüber hinaus kritisierte Sie ihre eigene Partei in Bezug auf ihr inkonsequentes Verhalten und einer beinahe verständnisvollen Rücksichtsnahme gegenüber fundamentalistischen Kräften im Islam. Der Zentralrat Orientalischer Christen, der ebenfalls den interreligiösen Dialog thematisiert, unterstützt die Zielsetzung der Initiative und freut sich auf den künftigen Austausch.

Ninve Ermagan