Ein gesegnetes Osterfest

Allen Christen die heute Ostern feiern, wünscht der Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland e.V. ein gesegnetes Osterfest.

Dazu Informatives zum Osterfest nach syrischer Tradition.

"Ostern bei den syrisch-orthodoxen Christen"

Das Osterfest gehört in der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien zu einem der wichtigsten sogenannten Herrenfeste und wird daher im Volksmund auch als „Großes Fest“ bezeichnet. Seine Bedeutsamkeit zeigt sich auch in einer umfangreichen Vorbereitung durch die Gläubigen. Diese Vorbereitung beinhaltet ein siebenwöchiges Fasten, welches die Gläubigen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch auf das Fest der Auferstehung vorbereiten soll. Nach syrisch-orthodoxer Tradition sind während der Fastenzeit Fleisch, Eier und Milchprodukte untersagt. Die vegane Lebensweise soll begleitet werden vom Gebet, welches zweimal am Tag im Rahmen einer Messe in Gemeinschaft vollzogen wird und geprägt ist von Fürbitten, Vergebungsrufen und Metanien – eine Form der Verneigung.

Auch an den Sonntagen vor Ostern wird in der syrisch-orthodoxen Kirche gefastet. Die an diesen Tagen zelebrierte Eucharistiefeier erhält ihre besondere Prägung vom jeweiligen Sonntagsevangelium. Im Vordergrund stehen dabei Zeichen und Heilungswunder, wie zum Beispiel die Heilung des Gelähmten am dritten Fastensonntag oder das Gleichnis vom barmherzigen Samariter am fünften Fastensonntag. Da Jesus Christus sich hier als „Arzt“ erweist, sind die Gläubigen dazu eingeladen, sich heilen und mit Gott versöhnen zu lassen. Die Fastenzeit findet in der sogenannten „Leidenswoche“ ihren Höhepunkt, die geprägt ist von zahlreichen Prozessionen. Die Fußwaschung durch den Priester oder Bischof am „Donnerstag der Mysterien“ (Gründonnerstag), die Kreuzweg-Prozession, bei der der Priester das Kreuz auf seiner rechten Schulter trägt wie einst Jesus, und die Grabprozession, bei der das Kreuz symbolisch anstelle von Jesus gesalbt wird und in eine kleine Lade getan wird, sind nur einige Beispiele dafür, wie gegenwärtig das Geschehen auf Golgota gemacht wird, sodass die Gemeinde die Momente wortwörtlich nacherleben kann.

Nach dieser durch eine trübe Stimmung geprägten Leidenswoche folgt der große Sonntag der Auferstehung. Am Ostermorgen wird das beigesetzte Kreuz mit einem roten Tuch geschmückt und der Priester verkündet die Osterbotschaft: „Ich bringe euch eine gute Nachricht. Christus ist aus dem Grab erstanden und hat seine Feinde besiegt!“ Darauf antwortet die Gemeinde mit dem Ruf: „Wir glauben und bekennen: Er ist wahrhaft auferstanden.“ Eine weitere Besonderheit der syrisch-orthodoxen Kirche ist der österliche Friedensgruß. Dieses hochfeierliche Ritual ist Ausdruck der allgemeinen Festfreude und Symbol dafür, dass der Auferstandene der ganzen Welt seinen Osterfrieden geschenkt hat.

Im Anschluss an den Ostergottesdienst erfreuen sich die Gläubigen nach der langen Fastenzeit eines ausgiebigen Osterfrühstücks. Dabei dürfen selbstverständlich die bunt bemalten Ostereier nicht fehlen. Die Familien besuchen sich gegenseitig und wünschen sich mit den Worten „Edo brixo“ ein gesegnetes Osterfest. Auch der Pfarrer besucht die Gemeindemitglieder, spricht in jedem Haus ein Segensgebet und hinterlässt einige gesegnete Weihrauchkörner. Der Weihrauch spielt zudem am Ostermontag eine besondere Rolle - an dem Tag, an dem die Gedanken zu den verstorbenen Familienangehörigen gehen. Beim österlichen Friedhofsbesuch werden die Gräber beweihräuchert und ein Mahl gehalten. Auch Fremde werden eingeladen bei Gebäck, bemalten Ostereiern und Milchreis die unbekümmerte Festtagsstimmung zu genießen. Eine besondere Freude bereitet außerdem eine Tradition, die aus dem Tur Abdin kommt - einer Gegend in der Südosttürkei, die die Heimat vieler syrisch-orthodoxer Christen darstellt. Es handelt sich um das österliche Eierspiel. Egal, ob nach dem Gottesdienst vor dem Kircheneingang oder bei den Osterbesuchen von Familie und Freunden, das österliche Eierspiel darf nicht fehlen. Das Osterei, das beim Einschlagen zweier Eier ganz bleibt, gewinnt das eingeschlagene. So kommt es zu einem Wettbewerb, der jungen und alten syrisch-orthodoxen Christen ein Lächeln ins Gesicht zaubert und die Osterfreude spürbar macht.

Text: Lilyana Atug, Redaktion ZOCD