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Autor: Berthold Gees
Ort: München, Deutschland
Format: Text
Thema: Gesellschaft
Datum: 15.05.2020
Portal: www.zocd.de
Textdauer: ca. 7 Min.
Sprache: Deutsch
Titel: Bürgerschaftliches Engagement auf christlicher Wertegrundlage unverzichtbar!
  

Daniela Hofmann und Gabriel Georgs im syr.-orth. Kloster Warburg (© Daniela Hofmann) 

  

Bürgerschaftliches Engagement auf christlicher Wertegrundlage unverzichtbar!

  

Daniela Hofmann, Vorstandsmitglied des Zentralrates der Orientalischen Christen (ZOCD) steht Rede und Antwort

Daniela Hofmann gehört der katholischen Kirche an, engagiert sich seit Jahren politisch und religiös und gehört einem deutsch–orientalisch–christlichen Verein an, der in Deutschland seine Heimat hat. Sie ist Vorstandsmitglied in einer Doppelspitze des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland e.V. (ZOCD). Wir hatten Gelegenheit, mit Frau Hofmann am 15.5.2019 zu sprechen.

  

Sie sind Vorstandsmitglied des Zentralrates der Orientalischen Christen (ZOCD) und das auch noch in einer für so viele kontroversen Doppelspitze?  

Ich bin 2014 durch einen Vortrag über den IS und die geopolitische  Situation in Nordsyrien/Nordirak von Simon Jacob in meiner Heimatstadt auf den Zentralrat aufmerksam geworden und habe das anfangs nur als Interessierte verfolgt. Mir ist jedoch ziemlich schnell klar geworden, dass das nicht nur die Menschen im Nahen Osten betrifft sondern auch Auswirkungen auf uns hier in Deutschland hat, und es hat mir in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie gut wir es hier haben. Deswegen habe ich mich dann auch Anfang 2015 entschlossen, beim Zentralrat aktiv zu werden, zunächst als Teilzeitkraft und Redaktionsmitglied. Seit 2017 bin ich Mitglied des Vorstandes. Dass wir jetzt seit letztes Jahr eine Doppelspitze haben, finde ich als Frau natürlich gut.  

 

Was sagt das über ihre Heimat und Demokratie aus?

Ich liebe meine Heimat, besonders natürlich mein Bayern, da bin ich durchaus patriotisch. Es zeigt mir, dass wir hier in einer offenen Gesellschaft leben und die Demokratie funktioniert. Es ist egal, welcher Nation, Ethnie oder Denomination wir angehören. Uns verbinden die selben christlichen Werte. 

 

Der ZOCD wurde einst gegründet, um den verfolgten Christen eine Stimme zu geben. Das war 2013. Haben sich die Aufgaben inzwischen geändert?

Ja, sie haben sich meiner Meinung nach sogar sehr geändert. Der ZOCD wurde 2013 in erster Linie dafür gegründet, um auf die Situation der verfolgten Christen aufmerksam zu machen und ihnen auf gesellschaftspolitischer Ebene eine Stimme zu geben. Die Situation in Deutschland hat sich, auch bedingt durch die Flüchtlingsströme 2015, verändert. Bei vielen Menschen sind Ängste unterschiedlicher Art hochgekommen, seien es wirtschaftliche Ängste, sei es die Angst vor dem Islam. Diese Ängste nutzen Populisten, um den Keil weiter in die Gesellschaft zu treiben. Die Folge daraus ist eine zunehmende Radikalisierung, nicht nur im religiösen sondern auch im politischen Bereich. Wir sehen es als unsere Aufgabe, dem auf der medialen und politischen Ebene entgegenzutreten, zu hinterfragen und eine ausgewogene Balance zu schaffen.

 

Wie kann der ZOCD positiv für die Orientalischen Christen eintreten, insbesondere unter Berücksichtigung des kulturellen und religiösen Schatzes, den diese Menschen repräsentieren?

Wie bereits erwähnt. Zum einem durch eine sauber recherchierte, sachliche und objektive Berichterstattung. Zum anderen aber auch, indem wir uns auf unsere christlichen Werte besinnen und unserem Motto „Frieden durch Dialog“ folgen.   

  

In diesem Zusammenhang, im Sinne der subjektiven Wahrnehmung, hat der junge Verein vielleicht Fehler gemacht. Wie hat man daraus gelernt?

Mit Sicherheit wurden Fehler gemacht. Die orientalische Gesellschaft legt gerade in Diskussionen wesentlich mehr Empathie an den Tag als die westliche. Was wir hier gerne auch vergessen ist, dass man auch noch wesentlich mehr in patriarchalischen Strukturen verwurzelt ist und die Ansichten zwischen „Orient“ und „Okzident“ kulturell bedingt manchmal erheblich differieren. Man muss sich miteinander beschäftigen, um sich besser zu verstehen. Mit der neuen Durchmischung des Vorstands ist eine gute Grundlage geschaffen worden, um den Verein wieder in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen.

 

Frieden durch Dialog, so jedenfalls der Slogan des Vereins, steht doch im Widerspruch zu einer Debattenkultur?

In keiner Weise! Debattieren bedeutet doch, miteinander zu reden und nicht, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Man legt seine Meinung dar, tauscht Fakten aus. Es bedeutet nicht, dass man danach mit der Meinung des anderen gehen muss. Man kann auch mit gegensätzlichen Meinungen wieder auseinandergehen. Gottseidank leben wir in einer Demokratie, die uns genau dies ermöglicht. Uns auszutauschen, die Meinung frei zu äußern, ohne dass ich Angst vor Repressalien haben muss.  

 

Und der ZOCD versteht sich als mediale, politische und gesellschaftliche Plattform, welche die demokratische als auch christliche Debattierkultur verfolgt.

Richtig. Wir verfolgen aber nicht nur christliche Themen, wie vielleicht der Name auf den ersten Anschein vermuten lässt. Uns ist es wichtig, eine breite Bevölkerungsschicht mit unterschiedlichen Ansetzen anzusprechen.

 

Kommt dadurch das Thema Religionsfreiheit, Verfolgung von Andersdenken nicht zu kurz.

Es mag vielleicht den Anschein haben, weil der ZOCD von den journalistischen Aktivitäten seines ehemaligen Vorsitzenden Simon Jacob  enorm profitiert hat und im Übrigen immer noch enorm davon profitiert. Aber seine Erfahrungswerte haben uns auch gezeigt, dass Religionsfreiheit allein nicht reicht. Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Gesellschaft destabilisieren können und Mitauslöser für Fluchtbewegungen sind. Wenn wir in einer friedlichen Gesellschaft Leben wollen, müssen wir den Blick auf das Ganze haben.  

 

Herr Jacob, der ehemalige Vorsitzende und Gründungsmitglied des ZOCD, ist vielen in vielerlei Hinsicht noch in Erinnerung.  Wie ist das Verhältnis zum Journalisten und Christen Simon Jacob.

Simon Jacob hat aufgrund seiner Erfahrungen vor Ort in meinen Augen eine Authentizität und eine Expertise, die ihresgleichen sucht. Es war mir immer eine große Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten und von ihm lernen zu können. Was mich persönlich sehr verärgert ist, wie teilweise mit ihm, auch seitens der Medien, umgegangen wird – ich habe manchmal den Eindruck, es ist genau diese Authentizität und vor allem seine Faktenbasiertheit, vor der man sich fürchtet. Dass wir ihn als politischen Berater und Redaktionsleiter behalten konnten, ist für den Zentralrat und auch für mich persönlich, unglaublich wertvoll.  

 

Wir danke Frau Hofmann für das ausführliche Gespräch und wünschen viel Kraft und Erfolg bei der weiteren Arbeit.

 

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Vorträge – Der ZOCD bietet verschiedene Vortragsreihen an, die sich mit gesellschaftsrelevanten Themen beschäftigten. Hier geht es zum Vortragsportal

 

Anfragen sind zu richten an: ZOCD, Frau Daniela Hofmann, Rechte Brandstr. 34, 86167 Augsburg, Tel. 089 24 88 300 52, info@zocd.de